Tai Chi Quan

Tai Chi Chuan ( alte Schreibweise Taiji Chuan ) auch Schattenboxen genannt

Tai Chi ( das Erhabene letzte oder auch höchste Unendlichkeit )
Chuan ( Faust )

Den alten Geschichten nach zu glauben, war es ein taoistischer Eremit mit Namen Chang San Feng, der im 12. Jahrhundert das Tai Chi Chuan entwickelte, nachdem er den Kampf zwischen einer Schlange und einem Kranich beobachtet hatte. Die Schlange, ständig in Bewegung, wich dabei den Angriffen des Kranichs immer wieder geschickt aus und griff selbst die ungeschützten Stellen des Vogels an. Die Schlange war mit ihren fließenden Bewegungen dem Kranich überlegen und gewann schließlich den Kampf.

In den 1890er Jahren identifizierte eine Gruppe von Kampfkünstlern in Peking die Kampfkünste Taijiquan, Baguazhang sowie Xingyiquan als innere Kampfkünste, also als Nachkommen des ursprünglichen Stiles, und popularisierten den Begriff damit.
Während die äußeren Kampfkünste (wie z. B. die Shaolin-Kampfkünste / Wing Chun u.a.) die Entwicklung von Geschicklichkeit, Muskelkraft und Geschwindigkeit voraussetzen, basieren die inneren Kampfkünste auf der daoistischen Idee, dass Hartes durch Weiches besiegt werden kann ( Yin Yang ), weil es diesem keinen direkten Widerstand entgegensetzt. Um diese Idee umzusetzen, werden beim Üben der inneren Kampfkünste auf folgenden Prinzipien beachtet:
· die Bewegungen sollen fließend und weich ausgeführt werden
· der Körper wird bei fortschreitender Übung immer genauer wahrgenommen werden
· der Geist ist immer aufmerksam
· der Geist soll sich nicht auf eine bestimmte Handlung oder Reaktion versteifen,
sondern „natürlich“ reagieren / nach Wu Wei

Wu wei : Die Rückkehr zum Ursprung kann nur erfolgen, wenn das dualistische Denken aufgegeben wird und die Handlungen natürlich und spontan erfolgen.

 

„Dualisten heißen diejenigen, die die Existenz materieller und immaterieller Substanzen annehmen


Nicht wie bei einem Kampfsport erlernte Gegenreaktion, sondern individuell reagieren. Wenn man auf einen Angriff immer mit der selben Reaktion agiert, ist alles vorhersehbar. Dies ist auch der Unterschied zwischen Kampfsport und der Kampfkunst.
Man unterscheidet zwischen den sogenannten äußeren ( harten Stilen) und den inneren ( weichen Stilen ). Eine zentrale Rolle bei den inneren Kampfkünsten spielt das Qi. Durch das Üben soll der Übende in zunehmendem Maße in der Lage sein, das Qi wahrzunehmen und schließlich zu kontrollieren. Das Qi wird von vielen Praktizierenden als eine Art Energiefluss beschrieben den man im Körper zirkulieren lässt. Das Qi soll einerseits im Kampf anwendbar sein, und andererseits der Gesundheitsförderung dienen.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Grundlage für die sogenannten fünf Familienstile gelegt, die jeweils innerhalb einer Familie weiterentwickelt und gepflegt wurden. Der jeweilige Meister gab seinen Stil vollständig nur an seine Söhne weiter, so dass das Oberhaupt eines Tai Chi – Stiles gleichzeitig das Familienoberhaupt war. Zwischen den verschiedenen Familien gab es besonders zur Gründungszeit intensiven Austausch. Die fünf Familienstile sind:
— Chen — Yang — Wu — Wu/Hao — Sun
Weitere Stile sind Lee sowie die aktuellen Formen nach Cheng Man Ching oder Mantak Chia die aus heutiger Sichtweise auch ihre Reize haben.

Es heißt in jeder Broschüre:

Tai Chi ist der Volkssport der Chinesen.

Leider ist das nicht mehr so. Natürlich ist es für einen Asiaten normal, wenn jemand im Park oder in der Öffentlichkeit seine inneren Künsten: Tai Chi, Qi Gong, Nei Gong, Xing Yi, Bagua Zhang, u.v.a. Arten übt, doch leider stirbt sie dort aus. Auch in Asien geht die Jugend durch Einzug des modernen Livestyle anderen Dingen nach, und meist nur große Ausbildungscamps oder Klöster haben noch großen Zulauf.